Hi, ihr lieben Herzmenschen,
ich möchte euch heute von meinem originellen Vater erzählen. Er hat mir einen Teil seiner wertvollen Gene vererbt – eines davon ist, dass ich auf Menschen unvoreingenommen zugehen und ein Gespräch beginnen kann. Das ist eine sehr wertvolle Begabung, zumindest für mich – sie macht es mir leichter, meine unkomplizierte Wesensart zum Ausdruck zu bringen. „Darum danke ich dir sehr dafür, lieber Papa! Doch du bist viel zu überraschend und plötzlich von uns gegangen, aber du bist und warst niemals weg. Du bist und bleibst immer in meinem Herzen!“
Nun möchte ich euch – einen Teilaspekt – aus dem Leben meines Vaters erzählen. Natürlich gab es noch viel mehr, was ihn ausmachte und was er in seiner direkten offenen Art und voller Hingabe, lebte. Trotz seiner schweren seelischen Verletzungen, die er in seinem jungen Leben – allein durch den 2. Weltkrieg erleiden musste, hat er nie aufgehört, an Gott zu glauben – wenn er auch oftmals Schwierigkeiten hatte, diesen, seinen Glauben, auch uns Kindern und meiner Mutter überzeugend vorzuleben.
Heute weiß ich, warum er so war, wie er war und ich verstehe viel mehr, warum er sich von allem und jeden, der ihn kritisierte, angegriffen fühlte – selbst von seinen – inzwischen erwachsen gewordenen Kindern. Niemand, auch ich nicht, habe ihn zu seinen Lebzeiten verstanden. Auch meine Mutter verstand ich damals nicht - auch sie sehe ich heute in einem völlig anderen Licht, als früher, als ich noch Kind und Jugendliche war. Auch ihr und meinem Vater hätte ich gerne sagen wollen: „Ich hab dich lieb!“ Oder ich hätte sie spontan in den Arm nehmen sollen, aber nicht gekonnt oder in meinen jungen Jahren einfach nicht darüber nachgedacht, was es für sie bedeutet hätte, wenn ich ihnen mehr Liebe gezeigt hätte. Denn das haben sie in ihrem Leben mit ihren Eltern wiederum auch nicht erfahren – denn es waren so harte Kriegszeiten, dass die Eltern meiner Eltern für solche "Kinkerlitzchen" wie in den Arm genommen werden, gar keine Zeit hatten. Es ging immer nur um das reine Überleben – sei es die Familie ernähren zu müssen oder auch sich gefühlsmäßig irgendwie im Griff zu behalten. Was wurde ihnen nicht alles angetan? Einen Teil davon erzählten mir meine Eltern, aber vieles davon war sicher zu schmerzvoll, als dass sie es in ihr Bewusstsein hineinlassen hätten können. So mussten sie zwangsläufig viele Verletztungen, die ihnen, angetan wurden, verdrängen – zu ihrem eigenen Schutz.
Doch nun zur eigentlichen Geschichte, die ich vor einigen Jahren sehr spontan für meinen Vater verfasste.
"Während ich noch auf der Leipziger Buchmesse verweile und inzwischen viele Kontakte knüpfen konnte, um meine geplanten Buchprojekte an die entsprechenden Verlage zu bringen, schreibe ich diesen Text von meinem Hotelzimmer aus. Das Schreiben ist eben meine Leidenschaft als Journalistin und Schriftstellerin:
Mein Vater, der Eisenbahner
Auf der Zugfahrt von Schongau/Oberbayern nach Leipzig zur Buchmesse, ist „sie“ mir wieder mal in die Hände gefallen. Das heißt, „sie“ lag da ziemlich frech auf meinem – von Weitem angepeilten Sitz. Ich konnte „sie“ gar nicht übersehen. Und mich einfach draufzusetzen, fand ich keine gute Idee. Also nahm ich „sie“ in die Hand. Und während mich Florian David Fitz, der Schauspieler, Regisseur und Autor von der Titelseite spitzbübisch anlächelte, war es vollends um mich geschehen. Ich begann in dem Monats-Magazin der Deutschen Bahn „mobil“ zu lesen und augenblicklich überfielen mich Erinnerungen an meine Kindheit und Jugendzeit, die mit meinen Vater zu tun haben. Er war nämlich Zeit seines Lebens ein echter Eisenbahner und das mit viel Herzblut. Er arbeitete damals – um seine Familie mit fünf Kindern zu ernähren – im Ausbesserungswerk Hamburg-Harburg. Meine Mutter war in erster Linie für den Haushalt und uns Kinder verantworlich. Und als Familie bekamen wir damals jedes Jahr neu, Freifahrscheine für Zugfahrten von der Bundesbahn – so nannte sich die heutige Bahn AG damals noch. Es gab für jedes Kind solche Freifahrscheine und für die Eltern. Diese nutzten wir auch fleißig. Besonders wir Kinder freuten uns immer darauf, mit unserem Vater – manchmal auch gemeinsam mit der Mutter – auf Reisen zu gehen und wenn es nur nach Bielefeld zu einem Onkel oder nach Bad Wildungen, in den Kurort meines Vaters, ging. Aber er zeigte uns DIE WELT. Die Zugfahrt war immer ein Highlihgt für uns – weniger für meine Mutter, denn es war ihr mit uns Kindern oft zu anstrengend unterwegs zu sein. Und manchmal hasste sie sogar diese Freifahrscheine, die mein Vater unbedingt nutzen und nicht verfallen lassen wollte. Es war ja bares Geld – wie er oft betonte.
Mein Vater war Eisenbahner und das aus voller Überzeugung – mit Herz und Seele quasi, denn er trug seine Eisenbahner-Mütze nicht nur bei der Arbeit, auch privat. Und darauf war er stolz. Und weil mein Vater so mit der „Bundesbahn“ verschmolzen war, war es ihm auch ein Anliegen, seine Kinder, die allmählich erwachsen wurden, bei seinem Arbeitgeber irgendwie unterzubringen. Zufällig war ich diejenige welche, der er einen Job bei der Bundesbahndirektion Hamburg verschaffte. Es fiel ihm regelrecht ein Stein vom Herzen: Endlich hatte er es geschafft, Bundesbahn-Nachwuchs heranzuschaffen. So kam ich zunächst in ein Großraumbüro, in dem ich meine Schreibgeschwindigkeit an der Schreibmaschine unter Beweis stellen konnte. Doch die Anschläge, die von mir in der Minute erwartet wurden, erfüllte ich bei Weitem nicht. Und so durchlief ich einige Stationen in dem Riesenkonzern, bis ich meinen Traumjob im Pressebüro fand. Hier durfte ich dann Urlaubsvertretung für die ansonsten zuständige Sekretärin des Büros machen. Trotz meiner angeborenen Schüchternheit und einiger Zeit des Einarbeitens machte mir der Job Spaß. Ich las viele Presseartikel verschiedenster Zeitungen und schnitt die relevanten Texte aus. Diese musste ich dann auf Papierbögen kleben und alles abheften. Aber auch der Telefondienst gehörte zu meinen Aufgaben, die ich meiner Meinung nach ganz gut meisterte. Wir haben diese Zeit der Abwesenheit der zuständigen Sekretärin jedenfalls einigermaßen gut überbrückt und unbewusst wurde in dieser Zeit der Grundstein für meine spätere journalistische Tätigkeit gelegt.
Inzwischen ist viel Zeit verstrichen und auch das Leben eines Eisenbahners ist zeitlich begrenzt. Mein Vater hat vor einigen Jahren seine letzte Reise angetreten und ich bin sicher, dass er mit dem Zug und mit einer seiner letzten Freifahrscheine dorthin gefahren ist. Und ich sehe ihn, wie damals vor mir: Er winkt mir mit seiner Eisenbahner-Mütze zu, denn die ist später in seinem Haus seltsamerweise nirgendwo mehr aufgetaucht ... "
© Gudrun Kropp
"Lebe und liebe DEIN LEBEN, weil es kein anderer für dich kann!"
Ich schicke euch göttliche bedingungslose Liebe, Segen und Licht, denn ... "Unser Ursprung ist im Licht ... und das ist auch unser Ziel ...“ (OsYris)